wochenendhandel_smartbroker.webp

Wochenend-Effekt an der Börse

13. November 2025

Beitrag teilen

Fallen Aktienkurse wirklich freitags?

Montags verlieren Aktien angeblich häufiger an Wert, etwa weil Unternehmen Verlustmeldungen oder andere negative Nachrichten vornehmlich an Freitagen kurz vor Geschäftsschluss veröffentlichen. So lautete zumindest eine alte Börsenweisheit. Häufig beobachten Anlegerinnen und Anleger aber auch freitägliche Kursverluste. Handelt es sich dabei um einen echten “Wochenend-Effekt” oder nur um selektive Wahrnehmung? Wir gehen dem Phänomen auf die Spur.

Wochenend-Effekte

Unter "Wochenend-Effekten" versteht man allgemein Anomalien oder systematische Unterschiede in Aktienkursen abhängig vom Wochentag und den Handelszeiten der Börsen. Frank Cross glaubte schon 1973 entdeckt zu haben, dass Aktienkurse montags häufiger fielen als an anderen Wochentagen. Allerdings ist dieser Effekt in der modernen Finanzforschung umstritten. Neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass Wochenend-Effekte in effizienten Märkten weitgehend verschwunden sind, etwa weil Händler versuchen, solche Anomalien auszunutzen, wodurch sie sich selbst neutralisieren. Dennoch: In jüngerer Zeit berichten Anlegerinnen und Anleger gerne, dass ihre Depots freitags an Wert verlieren, besonders während der letzten Handelsstunden vor dem Wochenende. Dabei heißt es bei The Cure doch "Friday I'm in Love". Wieso aber ist mein Depot freitags nicht im Siebten Himmel?

Mögliche Erklärungen für freitägliche Kursverluste

Wochenend-Risiko

Viele Trader und Leerverkäufer schließen Positionen vor dem Wochenende. Die Überlegung: Über Samstag und Sonntag können Ereignisse eintreten, auf die während der Handelspause nicht reagiert werden kann.

Der "Friday News Dump"

Unternehmen veröffentlichen Nachrichten gerne freitags kurz vor oder nach Börsenschluss. Die Erwartung schlechter News könnte bereits freitags Verkäufe auslösen.

Gewinnmitnahmen

Nach einer erfolgreichen Börsenwoche realisieren manche Anleger ihre Gewinne vor dem Wochenende.

Aber was ist dran an dem Freitagseffekt?

Eine Untersuchung von Caporale und Plastun (2017) testete verschiedene Finanzmärkte und kam zu dem Ergebnis: "Stock markets are immune to Friday effects". Aktienmärkte zeigen also keine systematischen Freitags-Effekte. Eine Studie aus dem Jahr 2024 zeigte gar, dass Mittwoch und Freitag im historischen Durchschnitt höhere Renditen lieferten als andere Wochentage. Ein genereller Freitagseffekt ist also nur schwer nachweisbar.

Warum fühlt es sich dann anders an?

Selektive Wahrnehmung: Wir erinnern uns an dramatische Freitags-Crashs, vergessen aber die vielen unauffälligen Freitage.

Wenn freitags Kurse fallen, liegt das meist an konkreten Nachrichten:

  • Im Oktober 2025 stürzten Märkte freitags ab, nachdem US Präsident Trump neue China-Zölle androhte
  • Im Januar 2022 fielen Tech-Werte freitags nach enttäuschenden Netflix-Zahlen
  • Im September 2022 sorgte eine FedEx-Warnung über schwächer als erwartete vorläufige Ergebnisse für das erste Quartal und eine Korrektur der Prognose für das Gesamtjahr für Freitags-Verluste

Die Marktkorrektur hatte also nichts mit dem Wochentag zu tun, sondern mit den jeweiligen Ereignissen.

Was man daraus mitnehmen kann

  • Wochentagsmuster in modernen Märkten sind vermutlich entweder verschwunden oder zu schwach, um systematisch aufzutreten
  • Freitägliche Kursverluste haben in der Regel konkrete Ursachen: Unternehmensnachrichten, Konjunkturdaten, politische Ereignisse
  • Unser Gehirn spielt uns einen Streich: Wir erinnern uns an spektakuläre Freitags-Crashs und übersehen die normalen Tage

Wenn dir die Trading-Pausen am Wochenende dennoch suspekt sind, bietet SMARTBROKER+ nun auch die Möglichkeit, am Wochenende zu traden.

Außerdem nimmt dir der Cost-Average-Effekt bei Sparplänen die Sorge um den "richtigen" Wochentag komplett ab – du investierst automatisch zu Durchschnittspreisen.

Disclaimer

Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser und jeder Leserin sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.

Beitrag teilen