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MSCI World - Die ganze Welt in einem ETF?

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Ein MSCI-World-ETF gilt als Basisinvestment, mit dem man eigentlich nichts falsch machen kann – oder? Was wirklich drin steckt und was du zum beliebten Welt-Index wissen solltest.

Nicht nur Einsteigern wird ein Investment in den Weltaktienindex MSCI World gern nahegelegt. Kaum ein Ratgebertext kommt ohne einen anerkennenden Hinweis auf den Allrounder aus. Diese Beliebtheit hat gute Gründe: Der MSCI World gilt mit rund 1.400 Aktien aus 23 Industrieländern als besonders breit gestreut. Schwächelt ein Titel oder gar eine Branche, kann dies in der Regel durch die Renditebeiträge der anderen Werte ausbalanciert werden. Zudem gelten ETFs als sehr bequem: Einmal investieren oder einen Sparplan einrichten und die Anlage einfach im Hintergrund weiterarbeiten lassen – hier muss man weder aktiv Titel umschichten noch günstige Ein- und Ausstiegszeitpunkte abpassen, ein Welt-ETF ist eine vergleichsweise entspannte Anlagemöglichkeit.

Steckt hier wirklich die ganze Welt drin?

Doch was kauft man sich mit einem MSCI-World-ETF nun tatsächlich ein? Ein Blick in die Indexzusammensetzung verdeutlicht, dass hier vor allem Unternehmen aus den USA dominieren. Mehr als 70 Prozent entfallen auf US-Titel. Dies verwässert etwas die Annahme, mit dem MSCI World streue man sein Kapital auf sämtliche Welt-Regionen. Japan, Großbritannien, Kanada, Frankreich – die übrigen Länder bewegen sich in ihrer Gewichtung nur noch im (niedrigen) einstelligen Bereich.

Zudem sind die zehn Top-Werte im Index zugleich mehr oder weniger das Who-is-Who der amerikanischen Tech-Branche. Laut MSCI-Factsheet sind dies aktuell: Apple, NVIDIA, Microsoft, Amazon, Meta Platforms, Tesla, Alphabet A und C – und dann, hierzulande etwas unbekannter, Broadcom und JPMorgan Chase. Mit anderen Worten Technologie, Halbleiter und ein Finanzdienstleister, alle in den USA beheimatet. Laut Indexanbieter dominieren bei der Sektorengewichtung im Gesamtindex demgemäß IT mit aktuell 25,29 Prozent, Finanzen mit 16,3 Prozent, Industrie mit 11,01 Prozent und zum Beispiel Health Care mit 10,75 Prozent.

Die Tech-Lastigkeit und die Übergewichtung von US-Titeln wird von Kritikern gern als Beleg für mangelnde Diversifikation herangezogen. Motto: Man kauft einen Welt-Index und investiert letztendlich doch in die größten US-Titel. Dies kann dann zum Problem werden, wenn dieser Aktienmarkt gerade schwächelt und damit die Indexperformance in Mitleidenschaft zieht. Zudem haben viele Anlegerinnen und Anleger die genannten Titel ohnehin schon im Depot – nicht nur als Einzel-Aktien, sondern aufgrund der großen Popularität eventuell auch als wichtige Portfoliopositionen weiterer Fonds und ETFs. Damit würde man im Falle einer Korrektur gleich mehrfach verlieren.

Nur Platzhirsche vertreten

Zudem fällt auf, dass sich der MSCI World stark auf die großen Player mit hoher Marktkapitalisierung konzentriert. Small Caps oder mittelgroße Unternehmen – klassische Nebenwerte – sind im Index stark unterrepräsentiert. Hierdurch können Renditechancen entgehen, denn gerade die kleineren Werte haben oft erhebliches Wachstumspotenzial.

Ebenso wie auf Unternehmensebene, auch was die Länderzusammensetzung angeht, setzt der Weltaktienindex auf etablierte Staaten. Schwellenländer? Fehlanzeige. Dies mag zwar angesichts der für die Emerging Markets typischen starken Schwankungen zum Teil gerechtfertigt sein, andererseits bieten Länder wie China, Indien oder Brasilien jedoch teilweise innovative Unternehmen, die chancenorientierte Anleger nicht vernachlässigen sollten.

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Quelle: Daten lt. msci.com, Stand 02.2025

Den MSCI World geschickt ergänzen

Trotz dieser Aspekte bleibt der Weltaktienindex ein solides, seit Jahren bewährtes Basisinvestment. Falls du zum Beispiel einen Sparplan laufen hast, solltest du keinesfalls in Panik verfallen. Bei einer monatlichen Einzahlung von 100 Euro über einen Zeitraum von 10 Jahren, wären aus den eingezahlten 12.000 Euro bei einer angenommenen durchschnittlichen Indexrendite von 6,3 Prozent pro Jahr (Quelle: iShares Sparplanrechner) in diesem Beispiel knapp 16.500 Euro geworden. Das kann sich doch sehen lassen!

Wenn du die angesprochenen Punkte angehen möchtest, könntest du ergänzend gezielt nach Fonds und ETFs Ausschau halten, die sich zum Beispiel auf Aktien aus den Schwellenländern konzentrieren. Auch wenn hierbei höhere Volatilitäten einkalkuliert werden sollten – ein schnelles Auf und Ab solltest du aushalten können –, würdest du diese Anlagechancen somit in dein Portfolio integrieren. Auch für Nebenwerte gibt es spezielle Fonds und ETFs. Wie wäre es zum Beispiel mit einem MDAX-ETF für deutsche Mittelstandsunternehmen oder einem Russel-2000-ETF für amerikanische Small Caps? Es gibt ETFs für verschiedenste Themen, Branchen und Anlageschwerpunkte. Auf diese Weise kannst du weitere Anlagechancen nutzen und deinem Depot bestimmte Akzente geben.

Risiken nicht vergessen

Auch wenn Welt-ETFs als vergleichsweise solide gelten, solltest du typische ETF-Risiken im Blick behalten. Neben Kursschwankungen oder Verlusten infolge von Marktgegebenheiten können das Emittentenrisiko (sprich: der Anbieter geht pleite) oder Risiken infolge von Tauschgeschäften eine Rolle spielen. Letzteres meint, dass ETFs den Index zum Teil nicht physisch abbilden, sondern synthetisch in Form von Tauschgeschäften. Wenn der Swap-Partner (oft eine große Bank) zahlungsunfähig wird oder seine vertragliche Verpflichtung nicht einhält (Kontrahentenrisiko), kann der Wert des ETFs sinken bzw. Anleger müssen unter Umständen mit Verlusten rechnen. Generell solltest du auch mit einem Welt-ETF im Depot dein Anlagekapital auf verschiedene Titel und Anlageklassen sowie Produkte verschiedener Emittenten streuen. So kannst du Verlustrisiken reduzieren.

Disclaimer

Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser und jeder Leserin sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.

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