eine Frau mit einem Fragezeichen über dem Kopf, links und rechts von ihr ein Säckchen mit der Aufschrift ETF

ETFs mit Kappungsgrenze vs. ohne Kappung – Was Du wissen musst

20. Mai 2025

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Wenn Du in ETFs investierst oder gerade damit anfangen willst, bist Du wahrscheinlich schon auf Begriffe wie „gewichteter Index“, „Marktkapitalisierung“ oder eben auch „Kappungsgrenze“ gestoßen. Besonders bei breit aufgestellten Indizes wie dem MSCI World oder dem DAX gibt es Varianten mit und ohne sogenannte Kappung (auch „Capping“ genannt). Aber was bedeutet das überhaupt? Und noch wichtiger: Welche Vor- und Nachteile bringt Dir ein ETF mit Kappungsgrenze im Vergleich zu einem ohne?

Was ist eine Kappungsgrenze bei ETFs?

Eine Kappungsgrenze legt fest, dass eine einzelne Aktie im ETF nicht mehr als einen bestimmten Prozentsatz des gesamten Fondsvolumens ausmachen darf – typischerweise 10 oder 15 %. Diese Begrenzung wird eingesetzt, um eine zu starke Gewichtung einzelner Unternehmen zu vermeiden.

Du kannst Dir das so vorstellen: Wenn Apple im S&P 500 über 7 % des Index ausmacht, dann hast Du in einem ETF ohne Kappung automatisch 7 % Deines investierten Kapitals in Apple investiert. Wenn dieser ETF aber eine Kappung bei z. B. 5 % vorsieht, wird Apples Anteil reduziert und das „übrige“ Gewicht auf andere Unternehmen verteilt.

Vorteile von ETFs mit Kappungsgrenze

Bessere Diversifikation

Eine Kappung verhindert, dass einzelne Aktien – typischerweise Tech-Giganten wie Apple, Microsoft oder Amazon – einen überproportional großen Einfluss auf die Wertentwicklung Deines ETFs haben. Du bekommst so eine breitere Streuung Deines Risikos.

Schutz vor Klumpenrisiken

Wenn ein oder zwei Unternehmen im ETF sehr dominant sind, nennt man das ein Klumpenrisiko. Sollte eines dieser Unternehmen abstürzen (z. B. durch einen Skandal oder schlechte Geschäftszahlen), reißt es Deinen ganzen ETF stärker mit. Ein ETF mit Kappung mindert dieses Risiko deutlich.

Oft stabilere Performance in Krisenzeiten

In einem stark gewichteten ETF kann der Absturz einer Top-Aktie große Auswirkungen haben. Ein ETF mit Kappungsgrenze ist in solchen Fällen häufig robuster, weil er auf mehr „Beine“ verteilt ist.

Nachteile von ETFs mit Kappungsgrenze

Geringeres Exposure zu Top-Performern

Tech-Giganten wie Nvidia, Apple oder Alphabet haben die Märkte in den letzten Jahren oft angeführt. Ein ETF mit Kappung reduziert deren Gewicht – und damit auch Deinen möglichen Gewinn, wenn genau diese Aktien gut laufen.

Höherer Aufwand für Indexanpassung

Die Gewichtung muss regelmäßig angepasst werden, um die Kappung einzuhalten. Diese Rebalancings führen zwar nicht direkt zu Mehrkosten für Dich, können aber bei manchen Anbietern indirekt zu leicht höheren laufenden Kosten (TER) führen.

Abweichung vom Mutterindex

Ein gekappter Index entwickelt sich oft leicht anders als das Original. Wenn Du also z. B. einen MSCI World 10/40 ETF hast, kann die Performance vom normalen MSCI World abweichen – was positiv oder negativ für Dich sein kann, je nach Marktlage.

ETFs ohne Kappungsgrenze – die klassische Variante

Die meisten Standard-ETFs wie der „iShares MSCI World“ oder „Xtrackers S&P 500“ folgen einem marktkapitalisierungsgewichteten Index ohne Kappung. Das bedeutet, dass große Unternehmen automatisch einen größeren Anteil bekommen – ganz einfach, weil sie mehr wert sind.

Vorteile von ETFs ohne Kappung

Spiegeln den Markt 1:1 wider

Wenn Du den echten Markt abbilden willst, kommst Du an einem nicht gekappten ETF kaum vorbei. Du bekommst das „reine“ Bild der Marktperformance – inklusive aller Top-Performer.

Maximale Beteiligung an Wachstumswerten

Wenn bestimmte Unternehmen den Markt antreiben, profitierst Du voll davon. Gerade bei Tech-Aktien war das in den letzten Jahren oft ein Vorteil.

Weniger Eingriffe nötig

Da keine künstliche Begrenzung erfolgt, muss auch weniger „herumgeschraubt“ werden – das senkt oft die Komplexität und kann in manchen Fällen sogar steuerliche Vorteile bringen (z. B. weniger realisierte Gewinne durch Rebalancing).

Nachteile von ETFs ohne Kappung

Höheres Klumpenrisiko

Im S&P 500 machen die Top 5 Aktien (Stand 2024) bereits mehr als 25 % des Index aus. Wenn Du hier investierst, bist Du stark von wenigen Unternehmen abhängig – das kann schiefgehen.

Weniger Gleichgewicht zwischen Branchen

Sektorlastigkeit ist ein Problem: Tech ist oft überrepräsentiert, während andere Branchen wie Industrie oder Versorger untergewichtet sind. In einem gekappten ETF würdest Du hier ausgewogener investieren.

Wann passt was besser zu Dir?

ZielBesser geeignet
Du willst die „echte“ Marktentwicklung abbildenETF ohne Kappung
Du möchtest eine gleichmäßigere Verteilung und weniger KlumpenrisikoETF mit Kappung
Du glaubst an Tech-Wachstum und möchtest davon maximal profitierenETF ohne Kappung
Du bevorzugst eine defensivere, risikoärmere AufteilungETF mit Kappung

Fazit: Kappung ist kein „besser“ oder „schlechter“ – sie ist eine strategische Entscheidung

Am Ende hängt alles von Deiner persönlichen Risikobereitschaft, Deinem Anlagehorizont und Deiner Marktmeinung ab. Ein ETF mit Kappung bietet Dir mehr Balance, kann aber in Boomphasen hinterherhinken. Ein ETF ohne Kappung bringt Dir unter Umständen mehr Rendite, dafür aber auch mehr Schwankungspotenzial.

Wenn Du langfristig investieren willst, kann ein gekappter ETF gerade am Anfang eine gute Option sein, um Risiken zu streuen. Später kannst Du immer noch gezielt mit Satelliten-Investments (z. B. Einzelaktien oder spezialisierten Sektor-ETFs) nachsteuern.

Disclaimer

Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser und jeder Leserin sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.

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