KI-Infrastruktur als Investment
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AI frisst Energie – so investierst du entlang des Stromhungers der Rechenzentren
Kurzfassung (für Eilige): KI braucht Strom – und zwar immer mehr. Bis 2030 könnte der Verbrauch von Rechenzentren auf rund 945 TWh steigen, also mehr als doppelt so viel wie heute. In Europa zeigt sich das besonders in Hotspots wie Irland: 22 Prozent des landesweiten Stromverbrauchs entfielen 2024 auf Rechenzentren. Profiteure sitzen entlang dreier Engpässe: Netzbetreiber (die Stromautobahnen), Batteriespeicher (die Puffer) und digitale Leitungen (Glasfaser/Unterseekabel). Für Privatanlegerinnen und -anleger bieten sich ausgewählte Einzeltitel und Themen-ETFs an.
Kurz erklärt: TWh/GWh/GW – TWh und GWh beschreiben Energiemengen, GW die Leistung (wie „PS“ beim Strom). Je mehr GWh ein Speicher hat, desto länger kann er liefern.
Vom Hype zum Hochspannungsnetz
KI ist überall – aber ohne verlässliche Energie läuft nichts. Rechenzentren sind die Kraftfutter-Stationen der KI, und ihr Lieblingsgericht heißt: Strom. Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet bis 2030 ~945 TWh Rechenzentrumsverbrauch – ungefähr so viel, wie ganz Japan heute nutzt (IEA, April 2025). Gleichzeitig warnt die Financial Times (FT) vor einer Renaissance von Gasenergie als Brückenlösung, wenn Netze und Speicher nicht schnell genug mitwachsen (FT, August 2025).
Wo die Kabel heiß laufen
Europa spürt den KI-Boom bereits deutlich: In Deutschland und UK fließen jeweils rund vier Prozent des Stroms in Rechenzentren, in den Niederlanden etwa sieben Prozent. Irland kommt landesweit auf 22 Prozent – in Dublin lokal fast 80 Prozent (Ember, Juni 2025; CSO, Juni 2025).
In den USA wächst der „Serverhunger“ ebenfalls rasant: Im Hotspot Virginia investiert Dominion Energy etwa über 50 Milliarden US-Dollar in den Netzausbau und spricht von einer 40-GW-Pipeline bei Rechenzentren (DataCenterDynamics, Feb. 2025).
Konsequenz: Ohne schneller Netze auszubauen, Speicher zu installieren und Datenleitungen zu verstärken, wächst KI langsamer – oder fossiler.
Drei Engpässe – drei Chancen
1) Netzbetreiber – die Stromautobahnen
Netzbetreiber bringen den Strom dorthin, wo er gebraucht wird – auch zu Rechenzentren. Geplant sind Milliarden-Investitionen: TenneT (Deutschland & Niederlande) ~200 Milliarden Euro bis 2034, Terna (Italien) >18 Milliarden bis 2028, RTE (Frankreich) ~100 Milliarden bis 2040 (Unternehmensangaben/Reuters, 2024/25). Weil der Staat die Renditen festlegt, sind die Einnahmen relativ stabil. Trotzdem reagieren die Unternehmen empfindlich auf steigende Zinsen oder neue Vorgaben der Netzregulierer.
2) Energiespeicher – die Puffer im System
Wenn viele Anfragen gleichzeitig kommen, gleichen Batteriespeicher die Lastspitzen aus. Speicher können von Preis-Schwankungen profitieren, indem sie billig laden und teuer entladen – eine Art „Energie-Arbitrage“. BloombergNEF (BNEF) erwartet 2025 einen Rekordzubau von ~94 GW/247 GWh; bis 2035 könnten die jährlichen Zubauten ~220 GW/972 GWh erreichen (BNEF-Ausblick, 18. Juni 2025). Europa meldete 21,9 GWh neue Speicher im Jahr 2024 (SolarPower Europe, 2025), Deutschland davon 6,05 GWh (Fraunhofer Energy-Charts/ISE, 2025).
Kurz erklärt: Arbitrage – Speicher kaufen Strom, wenn er günstig ist (z. B. bei viel Wind/Sonne), und verkaufen ihn, wenn er knapp und teuer ist.
3) Datenautobahnen – Glasfaser & Unterseekabel
KI schiebt Daten in Lichtgeschwingkeit hin und her. Bis 2027 sollen >13 Milliarden US-Dollar in neue Unterseekabel fließen (TeleGeography, 15. Mai 2025). Projekte wie „Bifrost“ verbinden künftig die USA direkt mit Singapur. Laut Ciena rechnen Betreiber mit mindestens dem Sechsfachen an Verbindungen zwischen Rechenzentren (DCI) in fünf Jahren (Ciena-Umfrage, März 2025).
So kannst du den Trend spielen
Hier sind zwei fokussierte Einzeltitel und drei ETFs, um den KI Infrastruktur Trend sauber zu spielen – selbstverständlich sorgfältig nach Kosten, Performance und Beständigkeit ausgewählt.
Siemens Energy (Netztechnik & Speicher/Netzstabilisierung)
Was sie machen: Siemens Energy liefert das Rüstzeug für den Hochlauf: Hochspannungs-„Stromautobahnen“ (HVDC), Transformatoren, Batteriespeicher („Qstor“) – und wo nötig Gasturbinen als Brücke.
Warum spannend: Der Auftragsbestand liegt bei ~136 Milliarden Euro, zuletzt kamen 16,6 Milliarden in einem Quartal hinzu. Rund 60 Prozent der bisher ca. 14 GW Gasturbinen-Bestellungen gingen an Rechenzentren (FT, August 2025).
Worauf achten: Es kann sein, dass Projekte länger dauern oder teurer werden als geplant – etwa durch Lieferengpässe oder Genehmigungen. Dazu kommt, dass Siemens Energy sein Windgeschäft erst wieder in die Spur bringen muss.
Chart Siemens Energy, 5 Jahre, 19.08.2020 - 19.08.2025, wallstreetONLINE. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Erträge
Deutsche Telekom (Glasfaser & internationale Daten-Backbones)
Was sie machen: Die Telekom baut die Datenautobahnen. In Deutschland sind 11,1 Mio. Haushalte direkt mit Glasfaser verbunden (H1 2025). International betreibt der Konzern ein eigenes weltweites Kernnetz und hat Zugänge zu Unterseekabeln – so laufen Daten oft ohne Umwege und bleiben stabil und schnell, was für Rechenzentren entscheidend ist (Interim Report 2025; TeleGeography).
Warum spannend: Der Glasfaser-Rollout lässt sich skalieren und der Datenhunger wächst stetig.
Worauf achten: Hohe Capex (große mehrjährige Investitionen), Regulierung und Preisdruck im Festnetz.
Chart Telekom, 5 Jahre, 19.08.2020 - 19.08.2025, wallstreetONLINE. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Erträge
Für die meisten Anlegerinnen und Anleger ist ein ETF-Sparplan die entspannteste Umsetzung für regelmäßige Käufe mit breiter Streuung. Der Ausbau kommt in Wellen (Genehmigungen, Netzausbau, Lieferketten) – ein Sparplan glättet Timing-Risiken und partizipiert an mehrjährigen Investitionsprogrammen.
iShares STOXX Europe 600 Utilities UCITS ETF
Ein breiter Versorger-Mix (Strom, Gas, Wasser, Multi-Utilities). Du spielst den planbaren, regulierten Teil des Ausbaus: Netze, Anschlüsse großer Verbraucher, stabilere Cashflows (TER ca. 0,47 %). Entspanntes Basis-Exposure ohne Einzeltitelrisiko.
Chart iShares STOXX Europe 600 Utilities UCITS ETF, 5 Jahre, 19.08.2020 - 19.08.2025, wallstreetONLINE. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Erträge
iShares STOXX Europe 600 Telecommunications UCITS ETF
Zugang zu Telekom-Netzbetreibern und teils Funkmasten. Rückenwind durch Glasfaser-Rollout, 5G-Verdichtung und mehr Cloud/KI-Datenverkehr (TER ca. 0,47 %). Rechenzentrums-REITs sind hier nicht der Fokus – es geht um Netze & Ausrüstung.
Kurz erklärt: REIT = börsennotierter Eigentümer/Vermieter von Infrastruktur (z. B. Funkmasten, Glasfaser, Rechenzentren); reagiert oft empfindlich auf Zinsen.
Chart iShares STOXX Europe 600 Telecommunications UCITS ETF, 5 Jahre, 19.08.2020 - 19.08.2025, wallstreetONLINE. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Erträge
L&G Battery Value-Chain UCITS ETF
Die gesamte Batterie-Kette: Rohstoffe, Materialien, Zell-/Pack-Produktion, Ausrüstung, Recycling (Index: Solactive Battery Value-Chain; TER ca. 0,49 %). Deckt E-Mobilität und stationäre Speicher ab – also die „Puffer-Seite“ der KI-Energie.
Chart L&G Battery Value-Chain UCITS ETF, 5 Jahre, 19.08.2020 - 19.08.2025, wallstreetONLINE. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Erträge
Risiken – verständlich erklärt
• Zinsen: Steigen Marktzinsen, wirken Infrastruktur-Aktien oft weniger attraktiv (, weil Anleihen dann mehr abwerfen).
• Politik & Regulierung: Netzgebühren, Baugenehmigungen & Standortauflagen können Projekte verzögern.
• Energie-Mix: Wenn Speicher & Netze zu langsam wachsen, stützen Gas/Diesel-Backups zwar die Versorgung – erhöhen aber Emissionen (FT, August 2025).
Fazit: Indirekt in KI investieren – mit Rückenwind
KI frisst Strom – und genau hier entstehen Milliarden-Programme in Netzen, Speichern und Datenleitungen. Wer nicht auf den „nächsten KI-Chip“ wetten will, kann die unsichtbare Infrastruktur spielen. Für die meisten passt ein Themen-ETF-Sparplan als entspannte, breit gestreute Lösung. Einzeltitel können als gezielte Akzente beigemischt werden.
Disclaimer
Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser und jeder Leserin sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.
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